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«Nachgefragt – Dialoge zur Nachhaltigkeit»

sondern er ist ein Kunde, der jeden Monat Miete bezahlt. Wir haben die Pflicht, ein Gebäude so zu kon- zipieren, dass der Mieter durch das System unterstützt wird und den Mehrwert spürt. Ein label garantiert also nicht, dass eine immobilie funktioniert, geschweige denn, dass der Nutzer sich in ihr wohlfühlt? Das würde ich so nicht sagen. Ein Label muss differen- ziert angewandt werden und auf den lokalen Markt Rücksicht nehmen. Beispielsweise kann es in ländli- cher Umgebung durchaus Sinn machen, dass die Fens- ter geöffnet werden können, obwohl es dann nicht vollumfänglich den strengen Richtlinien eines Labels entspricht. Mir kommt es so vor, als ob nachhaltiges Bauen grund- sätzlich begrüsst wird. Warum ist es für viele trotzdem so schwer, sich damit zu identifizieren? Ich glaube, Bauen ist sehr emotional und wird immer emotional sein. Nicht nur im privaten Bereich, selbst auf institutioneller Seite müssen Sie sich ein Bild von einer Immobilie, einem Markt machen. Dies hängt immer zu einem Teil von Ihrer subjektiven Beurtei- lung ab und lässt sich nicht nur durch objektivierbare Finanzkennzahlen begründen. und nachhaltiges Bauen ist dafür nur bedingt geeig- net? Das kann man so nicht sagen, aber es wird künftig sicherlich eine Herausforderung für Immobilien-Profes- sionals sein, Nachhaltigkeit, Design und Emotionalität unter einen Hut zu bringen. Wie kommt es, dass die Schweiz im Bereich greenbuil- ding eine Vorreiterrolle einnimmt? Das ist eine gute Frage. Wir sind zwar relativ weit voraus, aber man muss auch sagen: Bauen ist hier unglaublich teuer, genauso die Grundstücke. Es macht so gesehen keinen Sinn, ein billiges Haus auf teuren Boden zu stellen. In den USA können Sie für 200 000 claudio rudolf 47 Weitere infor- mationen zum «Foyer» auf: swissbau.ch/ nachhaltigkeit Dollar ein schönes Anwesen kaufen. Der Lebenszyk- lus einer solchen Immobilie ist dementsprechend auch kürzer – man baut also nicht «für die Ewigkeit», son- dern vielleicht für eine Generation. Wie ist das mit dem gedanken der langfristigkeit ver- einbar? Green ist schön und gut, aber die Frage ist: Wie viel Grün können wir uns leisten? Aufwand und Ertrag müssen unter dem Strich stimmen, sonst ist es ökono- misch nicht nachhaltig. und wenn ein gebäude nach Jahren umgenutzt wird und sich der lebenszyklus dadurch verlängert? Natürlich ist ein nachhaltig konzipiertes Gebäude auch viel flexibler umnutzbar, wodurch der Lebenszyklus mit vertretbarem Investitionsaufwand verlängert wird. Oft werden aber auch veraltete, nicht mehr markt- konforme Gebäude totalsaniert, was die Marktfähig- keit nicht genügend erhöht. Die Grundrisse werden dadurch nicht besser – dort wäre manchmal ein muti- ger Entscheid zugunsten eines Ersatzneubaus ange- bracht; auch im Sinne der Nachhaltigkeit.

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