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«Nachgefragt – Dialoge zur Nachhaltigkeit»

labels sind demnach nicht das Nonplusultra? Labels geben Richtlinien vor, die Sie erfüllen müssen. Das heisst nicht, dass schlechte Architektur heraus- kommt. Was das Label leider nicht sagt: wie ich ein Gebäude unterhalten muss. Denken Sie nur an die Reinigung. Komplexe Fassaden mit Mustern drin sind schwer zu säubern. Da brauchen Sie alle paar Jahre ein Gerüst, vielleicht spezielle Hochdruckreiniger und teure, scharfe Putzmittel. Im schlimmsten Fall muss das Material ersetzt werden. Leidtragender ist der Mieter, der die Kosten hat. Dabei ist ein nachhaltig entwickeltes gebäude ja auch teurer in der Miete. Wir glauben aber, dass wir den Mietzins auch wieder senken können – durch Senkung der Betriebsneben- kosten, vorausgesetzt, man baut richtig. Deswegen werden wir die Gebäude am Flughafen Zürich auch selbst betreiben; schon allein, um den Nachweis zu erbringen, dass es geht. Wie hoch sind die Mehrkosten für ein gebäude, das nach label zertifiziert wurde? Schwierig zu sagen. Ich schätze mal zwischen vier und fünf Prozent. Also bei 100 Millionen geht es um Mehr- kosten von 5 Millionen; aber wenn ich das vom Lebens- zyklus her betrachte, sind die 5 Millionen schnell wie- der drin. Das war auch bei dem Niedrigenergiehaus in Dübendorf so, wo wir Generalunternehmer waren. Das hat rund 10 Prozent mehr gekostet, was aber vor allem an den Batterien zur Speicherung der Erd- und Sonnen- wärme lag. Was sagt ein nachhaltiges gebäude über den Wohl- fühlfaktor aus? Sie können ein zertifiziertes Hightechgebäude haben, aber wie leicht es zu reinigen ist oder ob sich die Mieter wohlfühlen, steht auf einem anderen Blatt. Wir haben jetzt die Europaallee am Bahnhof in Zürich mit der Hochschule für Pädagogik. Die Studenten sind dort den ganzen Tag in geschlossenen Räumen, sie können die Fenster weder kippen noch öffnen – und was ist pas- siert? Sauerstoffmangel, brennende Augen, Kopfweh. Das zeigt, dass uns die Themen in der Baubranche so schnell nicht ausgehen. hans-Peter Domanig 31 Weitere infor- mationen zum «Foyer» auf: swissbau.ch/ nachhaltigkeit Wie lassen sich böse Überraschungen verhindern? Ich komme wieder auf das Beispiel Auto zurück. Mer- cedes hat vor Jahren ein Auto auf den Markt gebracht und gesagt: Wir sind davon so überzeugt, dass wir eine Garantie von 10 Jahren oder 100000 Kilometern geben und dazu die Servicekosten übernehmen. Da müssen Sie sich schon sicher sein, dass der Service schnell geht oder gar nicht erst kommt, sonst geht die Rechnung nicht auf. Ich denke, in diese Richtung sollten wir auch bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung unserer Bauten denken. Das heisst, nicht nur vorausschauend planen, sondern auch sehr sorgfältig umsetzen.

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